4. Wirkstoffe in der orthomolaren Therapie
Die in der orthomolekularen Medizin eingesetzten Wirkstoffe sind keine körperfremden Arzneimittel (Xenobiotika) sondern essenzielle Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Amino- und essenzielle Fettsäuren. Zur Erhaltung optimaler Gesundheit und Leistungsfähigkeit müssen diese Nährstoffe, sogenannte Nutrienten, regelmäßig in ausreichender Menge dem Organismus zugeführt werden.
Die Pharmakologie dieser Mikronährstoffe unterscheidet sich deutlich von der Pharmakologie der Arzneimittel. Mikronährstoffe weisen beispielsweise im Vergleich zu Arzneimitteln eine sehr viel größere therapeutische Breite auf und wirken aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeit im Stoffwechsel in Kombination. Die orthomolekulare Medizin versucht daher auch immer die positiven Wechselwirkungen (= Synergismus) zwischen den einzelnen Mikronährstoffen zu berücksichtigen und therapeutisch zu nutzen. Mikronährstoffe sind Wirkstoffe besonderer Art. Dieser Tatsache versucht die orthomolekulare Medizin in der Prävention und Therapie ernährungsbedingter Krankheiten Rechnung zu tragen.
Die Therapieform der orthomolekularen Medizin, d. h. der Einsatz körpereigener Verbindungen zur Vorbeugung und Behandlung zahlreicher Erkrankungen wird in der klassischen Schulmedizin schon seit langem bei verschiedenen Symptomen angewendet. Bekannte Beispiele hierfür sind:
Vitamin A bei Xerophthalmie
Vitamin B12 in der Behandlung der perniziösen Anämie
Vitamin D und Calcium bei Osteoporose und Rachitis
N-Acetylcystein (NAC) bei Atemwegserkrankungen
Jod bei der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen
Nikotinsäure bei Hyperlipidämien.
Auch der Einsatz von Insulin bei Diabetes mellitus oder von natürlichen Hormonen im Rahmen der Hormon-Ersatz-Therapie (Hormone Replacement Therapy, HRT) entspricht diesem Grundprinzip der orthomolekularen Medizin.